Ich habe einen Faible für alte Kameras, ob es an ihrer Schlichtheit, oder an ihrer technischen Raffinesse, ihrem unnachahmlichen Design liegt, wie es bei der Werra Kamera für mich der Fall ist. Dies bleibt wohl niemals gänzlich aufgeklärt und ist Teil eines persönlichen Empfinden.
Es handelt sich bei der Werra Kamera um eine rein mechanische Kamera. Die Spannung des Verschlusses und der Filmtransport werden durch einen drehmomentartigen Aufzugsmechanismus, platziert in Form eines Rings am Objektiv, durch eine Drehbewegung betätigt. Die Rückwand lässt sich nach lösen einer Feststellschraube abnehmen, um einen 35mm Film einzulegen. Am Boden befinden sich ein Zählwerk, das nach Einrichten des Filmes zurück gesetzt werden muss. Ebenso die Entsperrung im Vorgang des Filmtransports, um den fertig belichteten Film anschließend wieder zurück spulen zu können.
Die Werra Kamera stammt aus den 1950er Jahren und wurde von Carl Zeiss Jena hergestellt. Es wurden verschiedene Modelle gebaut, meine ist mit einem Tessar 2,8/50 Carl Zeiss Jena Objektiv versehen. Es gibt Verschlusszeiten von 1-250, sowie einen “Bulb” und Blendeneinstellungen von 2,8 bis Blende 16. Der kleine, an die Seite verlagerte Sucher ist für den alltäglichen Gebrauch vollkommen ausreichend und macht durchaus Spaß.
Ich habe mich von dem Ergebnis eines ersten Films, geschossen mit der Kamera, überraschen lassen, und meine Erwartungen wurden übertroffen. Für dieses kleine, schlichte Gerät, sind die Abbildungsleistungen wirklich erstaunlich.
Selbst Übersichtsaufnahmen, etwa von auf einer Ablage geschossen, wirken scharf und das Bild gedeckt.
Gewiss braucht es etwas Vertrauen in die alte Mechanik, doch wurde ich dafür bereits jetzt belohnt. Für mich hat sich das Risiko, das bei älteren Kameras trotz ihres oftmals einfachen Aufbaues selbstverständlich immer auch bedacht sein sollte, im Verhältnis zu einem eher geringen Preis, das also auch noch überschaubar gewesen ist, auf jeden Fall gelohnt.